Saterfriesisches Wörterbuch
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mäd

1. mit: 1.1 hie kumt mäd fulle Foart : er kommt in/mit voller Fahrt. 1.2 mäd Fliet : absichtlich. 1.3 mäd aaln : mit alledem. 1.4 mäd naier Nood : mit knapper Not. 1.5 mäd Nau un Nood (= mäd nauer Nood) waikriege : etwas mit Mühe, Anstrengung in letzter Minute schaffen. 1.6 koast du mäd mie kume? : kannst du mit mir kommen? 1.7 mäd uus beeën, träien, fjauern, fieuwen, säksen, sogen, oachten : mit uns beiden; unser drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht. 2. (bei Zeitausdrücken) in: 2.1 hie mout mäd fjautien Dege, mäd n poor Dege deerwai fíere : er muss in vierzehn Tagen, in ein paar Tagen dahin fahren. 2.2 dälig mäd oa Dege : heute in acht Tagen. 2.3 hie skäl mäd fjauer Wíeke kume : er wird in vier Wochen kommen. 3. mit Rücksicht auf, bei: 3.1 toank an do Woaterpoule mäd dien näie Skoue! : denk an die Pfützen mit Rücksicht auf deine neuen Schuhe!. 3.2 pase ap mäd dien Ferkolleräi! : pass auf bei deiner Erkältung! 4. durch: mäd dät wäite Weder koast du kroank wäide : durch das nasse Wetter kannst du krank werden. 5. von: hie is Früünd mäd Peter : er ist ein Freund/ ein Verwandter von Peter.

Hannerik, -ke, dät

1. Hühnerstange: 1.1 mäd do Hannen ap t Rik gunge: mit den Hühnern auf die Hühnerstange gehen (= früh ins Bett gehen). (scherzhaft) iek mout ätter Húus; iek mout do Hannen ap t Rik sätte : ich muss nach Hause; ich muss die Hühner auf die Hühnerstange setzen.

Hutje mäd de Mutje

→ Hutse mäd de Mutse

Hutse mäd de Mutse

1. das gesamte Hauswesen mit allem Zubehör; der ganze Rummel; mit Sack und Pack; in Bausch und Bogen: 1.1 wie häbe ju Sloachteräi so koped – Hutse mäd de Mutse : wir haben die Metzgerei so gekauft – mit allem Drum und Dran. 1.2 hie häd dän Winkel Hutse mäd de Mutse ferkoped : er hat den Laden in Bausch und Bogen verkauft. 2. die ganze Gesellschaft; alle anwesenden Personen mit Haut und Haaren: jo wieren deer Hutse mäd de Mutse uutflain : sie sind alle hinausgeworfen worden. (Nach mnd. mit hutte unde mutte: mit Haus und Schwein.)

wiermäd/wier... mäd

1. womit (interrogativ): 1.1 wiermäd skäl iek mien Bäidene sääd kriege? : womit soll ich meine Kinder satt bekommen? 1.2 wier däd hie dät mäd? : womit tut er das? 2. womit (relativisch): 2.1 dät is dät Jeeld wezen, wier (älter: deer) iek dän Woain mäd koped häbe : das ist das Geld gewesen, womit/mit dem ich den Wagen gekauft habe. [Hier eine Parallele zum Groninger Niedersächsisch woarmit/ doarmit.]

bisitte

1. besitzen: 1.1 aal, wät hie biseten häd, häd hie ferkoopje moast : alles, was er besessen hat, hat er verkaufen müssen. hie is mäd dät Húus bisitten blíeuwen : er konnte das Haus nicht mehr loswerden und ist damit sitzen geblieben.

et

es: 1. bezeichnet etwas Bekanntes, von dem die Rede ist oder sein soll: iek häbe et mäd him uutmoaked : ich habe es mit ihm ausgemacht. 2. bezieht sich auf das Prädikat oder den Gesamtinhalt eines Nebensatzes: hie kuud nit bigriepe, wieruum ju uutleken is; un iek kuud et ook nit ferstounde : er konnte nicht begreifen, warum sie ausgezogen ist; und ich konnte es auch nicht verstehen. 3. wird als Subjekt in unpersönlichen Ausdrücken verwendet: et ríent, grummelt, lait : es regnet, donnert, blitzt.

haue iek haue, du haust, hie/ju haut, wie haue; häuw, häuwen; hauen; hau! hauet!

1. hauen, schlagen: 1.1 du koast dät Wíerks nit in dän Grúund ounhaue : du kannst das Ding nicht in den Boden hineinschlagen. 1.2 an dän Grúund haue : niederschlagen. 1.3 fon sik haue : sich wehren, sich verteidigen. 1.4 deerap looshaue : wild drauflos schlagen. 1.5 hie haut deerap deel as Paulus in do Korinthen : er schlägt wild darauf los wie Paulus bei den Korinthern. 1.6 hie haut rund uum sik tou : er schlägt um sich herum. 1.7 links un gjuchts wäkke deerap haue : links und rechts darauf losschlagen. 1.8 Bjoor un Sluk deerbäte haue : viel Bier und Schnaps trinken. 1.9 wai un wier haue : pendeln. 2. (+ sik) sich prügeln: jo häbe sik toulääst uum dät Wucht hauen : sie haben sich zuletzt um das Mädchen geprügelt. haue mäd : schwingen: hie haut mäd ju Swíepe: er schwingt die Peitsche.

Kiddelflaask, dät

Kitzelfleisch: scherzhafte Frage an ein erwachsenes Mädchen: bääst du mäd twintig Jíer noch Kiddelflaask ?: bist du mit zwanzig Jahren noch kitzlig?

kume iek kume, du kumst, hie/ju kumt, wie kume; iek koom, du keemst, hie/ju koom, wie kemen; is kemen; kum! kumet!

1. kommen: 1.1 in t Kumen : im Anzug, im Kommen: n Grummelskúur is in t Kumen : ein Gewitter ist im Anzug. 1.2 kume läite : herunterlassen. 1.3 hie liet dän Säk kume : er ließ den Sack herunter. 1.4 kume läite : einladen, bestellen: hie liet dän Dokter kume : er bestellte den Arzt. 1.5 wie kume uum ju Seke goud tou : wir können die Angelegenheit leicht umgehen. 1.6 et is so kemen, dät wie in dät Jíer boalde naan Heeuwer adenje kuden : die Folge war, dass wir in dem Jahr fast keinen Hafer ernten konnten. 1.7 wo kumst du deerbie? : wie kommst du dazu? 1.8 deer is niks fon kemen : daraus ist nichts geworden. 1.9 deer kumt boalde wät : die betreffende Dame ist hoch schwanger. 1.10 hie koom deer nit mäd uut : er druckste herum. 1.11 iek kume deer nit ap : es fällt mir nicht ein. 1.12 kum an! (Ausdruck der Verwunderung): sieh mal einer an! 1.13 kume fon : gebürtig sein aus: uus Mäme kumt fon Ästerwegen : unsere Mutter ist gebürtig aus Esterwegen. 1.14 tou íeten kume : als Gast zum Essen kommen. 1.15 tou wät kume : zu Wohlstand kommen: hie is bie litjen tou wät kemen : er ist langsam zu Wohlstand gekommen. 1.16 wät kumt deerfon? : was sind die Folgen? 1.17 wo kuust du deertou kume? : wie konntest du so etwas machen? 1.18 wanner kumst du bie uus? : wann besuchst du uns? 1.19 do Potte kume uut t Blaue, uut t Gräine : die Töpfe haben eine bläuliche, eine grünliche Farbe. 2. passieren: 2.1 so kume : sich zufällig ereignen. 2.2 dät moaste so kume : das war unvermeidlich. 3. erscheinen: hie kumt nit oafte bie uus : er erscheint nicht häufig bei uns. 4. kume + oun + Verb der Tätigkeit drückt die Gleichzeitigkeit von Ankommen, Erscheinen und einer bestimmten Handlung aus: hie koom deer ounlopen, ounbabbeljen, mäd ju Kiste ounsludjen : er kam da angelaufen, kam babbelnd an, kam mit der Kiste angeschleppt (= kam an und schleppte gleichzeitig die Kiste mit.) 5. berühren: hie koom mie an t Been : er berührte mein Bein.

nau

1. genau: 1.1 ju naue Tied : die genaue Uhrzeit. 1.2 dät mouten jie nit so nau níeme : das müsst ihr nicht so genau, so ernst nehmen. sparsam: hie gungt heel nau mäd sien Jeeld ume : er geht ganz sparsam mit seinem Geld um. gerade: 3.1 nau ap de Slootskaante : gerade am Grabenrand. 3.2 mäd Nau un Nood : gerade noch; mit knapper Not (eine Verballhornung des älteren mäd nauer Nood). 4. zuverlässig: hie is die Nauste fon aal do Timmerljude : er ist der Zuverlässigste unter den Zimmerleuten.

Skullere,, ju

1. Schulter: hie häd n hele Masse ap sien Skullere: er trägt viel Verantwortung. mäd do Skullere luke : die Achseln zucken. ap do Skullere níeme : auf die Schultern nehmen. 1.4 ju Megerkaid lät hiere Skullere apstete: die Magerkeit lässt ihre Schulterknochen hervortreten. → Skuldere

sniede (a) iek sniede, du snidst, hie/ju snidt, wie sniede; sneed, sneden; sníeden; snied!; sniedet!

schneiden: 1. mit einem Schneidewerkzeug zerteilen oder zerlegen: 1.1 du koast ju Wust mäd so n stump Soaks nit sniede : du kannst die Wurst mit so einem stumpfen Messer nicht schneiden. 1.2. (Drohung) iek sniede dien Fäl in Gjomen! : ich schneide dir das Fell in Riemen! 1.3 iek kon mie dät Jeeld nit uut do Bene sniede : das Geld wächst mir nicht auf dem Rücken. 2. mit einem Schneidewerkzeug herstellen: dät Wucht is hiere Babe uut dät Gezicht sníeden : das Mädchen ist ihrem Vater aus dem Gesicht geschnitten (= sie hat große Ähnlichkeit mit ihm). 3. einen scharfen Schmerz auf der Haut verursachen: dät Weder snidt mie in t Gezicht : das Wetter schneidet mir ins Gesicht. 4. kastrieren: die Bukmoutsníedenun nit uutbúunden wäide : der Bock muss kastriert und nicht abgebunden werden. 5. sich schnell bewegen (is): hie is an mie fóarbiesníeden : er ist an mir vorbeigesaust (engl. cut and run). 6. sägen, zersägen: die Boom mout noch sníeden wäide : der Baum muss noch zersägt werden. 7. betrügen; übers Ohr hauen: hie is ap dät Fräimäärked in Bremen wezen, un n poor Uutloundere häbe him läip sníeden : er ist auf dem Freimarkt in Bremen, und ein paar Ausländer haben ihn nach allen Regeln der Kunst betrogen.

Stränge, -n, ju

1. Seil, Strick. 2. (Teil des Pferdegeschirrs) Zugseil des Pferdegeschirrs; Leine, an der das Pferd den Wagen zieht: 2.1 hie häd noch neen Stränge liek leken: er hat noch keinen Strang stramm gezogen, noch keinen Schlag getan. 2.2 uur do Strängen haue : über die Stränge schlagen; unbändig sein; das gesetzliche Maß überschreiten. (Bie aan Houngst rakt et aan Knäppel mäd two Strängen. Bie twäin Houngste rakt et aan groten Knäppel, wier do bee litje Knäppele ounhoaked wäide konnen. Älke Houngst häd two Strängen: Bei einem Pferd gibt es einen Knüppel mit zwei Strängen. Bei zwei Pferden gibt es einen großen Knüppel, in den die beiden kleinen Knüppel hineingehakt werden können. Jedes Pferd hat zwei Stränge.)

Swien, -e, dät

Schwein. (Als erstes Glied einer Zusammensetzung häufig Swinne- : Swinnestäit, Swinnering, Swinnetroag, Swinneskinke, Swinneknoken, Swinnehíere, Swinnebäärsele, Swinnesnute : Schweineschwanz, Schweinering, Schweinetrog, Schweineschinken, Schweineknochen, Schweinehaare, Schweineborsten, Schweinerüssel. Als zweites Glied stets -swien.) 1. Schwein: hie binimt sik as n loai Swien in t Sofa : er benimmt sich wie ein faules Schwein im Sofa. älk wol wät weze, kwaad dät Swien, un hie ron mäd n Krul in dän Stäit : jeder will etwas gelten, sagte das Schwein, und er lief mit einem Ringel im Schwanz umher. 1.2 fúul Swiene rakt/reke tänen Droank: für viele Schweine muss das Futter verdünnt werden (= zu viele Köche verderben den Brei). 2. Volksreim: Swien in de Wüme/Wieme, Eed in de Boue, Koardel ap dän Boolke, nu läit dän Winter man kume: ein Schwein im Stangengerüst für Fleischvorräte, Torf im Schuppen, Korn auf dem Kornboden, nun lass den Winter nur kommen!

wrikje (a)

1. mit der rudernden Bewegung eines Spatens oder einer Mistforke Würmer aus der Erde treiben: Wurme mäd n Spoade uut de Grúunde wrikje . 2. mit einem Riemen hinten am Boot rudern.

aaldät

1. alledem: mäd aaldät kregen wie dän Woain nit tou dän Sloot uut : mit alledem holten wir den Wagen nicht aus dem Graben heraus. 2. trotzdem: wie wielen/wülen him hälpe, un wie häbe et ook däin; man mäd aaldät kuud hie dät Supen nit toureke : wir wollten ihm helfen, und wir haben es auch getan; aber er konnte das Saufen trotzdem nicht aufgeben. 3. truch/mäd aaldät : wegen alledem: truch aaldät häd hie sien Búräi verloren : wegen alledem hat er seinen Bauernhof verloren.

aalwissewäg

bei jeder Gelegenheit; ununterbrochen: hie is aalwissewäg mäd sien Klüterjen tougoang : er ist ununterbrochen mit seiner Bastelei beschäftigt.

aan (m.), een (f., n.)

1. ein(e)(r): 1.1 een uum t uur : jeder/jede/jedes zweite: hie skäldt een uum t uur Woud : jedes zweite Wort ist ein Fluch. 1.2 wechselweise; der Reihe nach: wie häbe een uum t uur säddend : wir haben wechselweise gekirnt. 1.3 von je zwei ein(e)(r): do Hokken sunt een uum t uur fon mie apstoald : jede zweite Hocke ist von mir aufgestellt. 1.4 dät ene mäd dät uur: mit allem Zubehör; mit Sack und Pack. 1.5 fon een in/ap t uur: von einem zum anderen. 1.6 fon een in/ap t uur kume: vom Hundertsten ins Tausendste kommen. 1.7 aan fóar uur : jeder, jedermann; alle. Mit Negation: niemand: 1.7.1 aan fóar uur wiel/wüül dät nit dwo: niemand wollte es tun. 1.8 nit aan: niemand sonst: hie kuud swimme as nit aan: er konnte schwimmen wie niemand sonst; er konnte am besten schwimmen. 1.9 aan/een uum dän/ju uur kuud ätter de Säärke wai; do uur bleeuwen in Húus: jede(r) zweite konnte zur Kirche; die anderen blieben zu Hause. 1.10 aan ätter dän uur: einer nach dem anderen.

Äilehäid, -e, ju

1. Aal(s)haut. 2. Verbindung zwischen Flegelbaum und Klopfer am Dreschflegel: hie hondelt mäd Äilehäide un Pinkelfälle: er betreibt nur brotlose Künste.

Aiter

1. die südoldenburgische Stadt Friesoythe betreffend: 1.1 Aiter Dom : die alte Straße vom Saterland nach Friesoythe. 1.2 iek gunge mäd die uur dän Aiter Dom : wir gehen als Kontrahenten vor das Gericht in Friesoythe.

Äiwoater, dät

Wasser aus der Sater-Ems: mäd Äiwoater deept/dööpt: von altem saterfriesischem Geschlecht.

Äkse, -n, ju

Axt, Holzfälleraxt: hie is mäd de Äkse moaked: er ist ein ungehobelter Typ.

aldäm

alledem, alldem: mäd aldäm : trotz alledem.

alen

1. (nach Präpositionen) alles: 1.1 bie dät Íeten waas deer fon alen wät : bei dem Essen gab es von allem etwas. 1.2 mäd alen toufree : fügsam, gefügig. 1.3 fon alen : alles. 1.3.1 deer is fon alen tou kriegen : dort ist alles erhältlich.